Zusammenfassung
Die älteste urkundliche Erwähnung von Schieben (Slebene) datiert auf 1330, wie A.Zahn kürzlich in der Eisenbergischen Stadt- und Land Chronika herausfand (Pressearchiv).
Weiter wurde Schieben am 8. März 1350 erstmals urkundlich erwähnt. (Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 377)
Die ältesten Nachrichten über den Ort hat Eichhorn ausfindig gemacht im Lehnbuch des Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen, Friedrich des Strengen, vom Jahr 1349/50, herausgegeben von W.Lippert und H.Beschorner. (NTB / 4.10.1933)
Später schreibt man Schebenn (1547) und Schibenn (1578). (LDZ von 15.7.1981 und Amtsblatt Bad-Kösen um 2000-2010)
Schieben gehörte zum wettinischen Amt Camburg, welches aufgrund mehrerer Teilungen im Lauf seines Bestehens unter der Hoheit verschiedener Ernestinischer Herzogtümer stand.
1826 kam der Ort als Teil der Exklave Camburg vom Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg zum Herzogtum Sachsen-Meiningen.
1905 hat Schieben nach der Volkszählung 130 Einwohner.
1910 beträgt die Gesamtzahl der Schulkinder 41, davon sind 14 Knaben und 11 Mädchen aus Schieben und 5 Knaben und 11 Mädchen aus Tultewitz. Außerdem sind in Tultewitz noch 11 vorschulpflichtige Knaben und 6 Mädchen, in Schieben dagegen 12 Knaben und 5 Mädchen vorgefunden.
1914-1918: Erster Weltkrieg
1918 Ende aller Monarchien in Deutschland
Von 1922 bis 1939 gehörte der Ort zur Kreisabteilung Camburg, anschließend bis 1948 zum thüringischen Landkreis Stadtroda, danach kurzzeitig zum Landkreis Jena.
1919-1933 »Weimarer Republik«
darin: Inflation, Weltwirtschaftskrise, Zeit der großen Arbeitslosigkeit
1933-1945 Hitlerzeit, nationalsozialistische Diktatur
1939-1945: Zweiter Weltkrieg
1945 Bedingungslose Kapitulation, Währungsreform, Deutschland in Besatzungszonen geteilt, Enteignung der Rittergüter in Ostdeutschland
1949 Gründung der DDR, Bodenreform
Bei der Gebietsreform von 1952 in der DDR kam der Ort an den Kreis Naumburg im Bezirk Halle, wodurch seine Zugehörigkeit zu Thüringen endete.
1990 Deutsche Wiedervereinigung, Beitritt der DDR zur BRD
1990 gab es die ersten Kommunalwahlen nach der Wende. Ursula Seiser aus Schieben wurde zur Bürgermeisterin gewählt. Sie sollte auch die letzte eigenständige Bürgemeisterin werden, denn 3 Jahre später wurde Schieben nach Bad Kösen eingemeindet.
Am 1. Januar 1993 wurden Tultewitz und Schieben nach Bad Kösen eingemeindet und gehören seitdem zur Kurstadt.
Schieben bekam die unsägliche Postanschrift "06628 Bad-Kösen, Dorfstrasse Nr...". Die selbe Anschrift hatten alle eingemeindeten Dörfer.
Im Januar 2010 wurde Bad-Kösen und damit Schieben nach Naumburg eingemeindet.
Naumburg machte es mit der Anschrift besser und benannte die Straßennamen nach den Ortsteilen. Damit ändert sich die Anschrift von Schieben in "06628 Naumburg, Schieben Nr...".
Im Jahre 2010 lebten im Dorf 75 Personen.
2016 sind es bereits 89 Einwohner.
Der legendäre Wirt
Am 17. Oktober 1794 wurde in Schieben der legendäre Wirt der Rudelsburg Gottlieb Wagner geboren, der unter dem Namen Samiel die Rudelsburg-Bewirtschaftung aufbaute und durchaus als Gründer des heimischen Tourismus gelten kann. (1794 - 1878) (Quelle: Naumburger Tageblatt, 4.11.2012)
Gottlieb Wagner (..) war Hofmeister auf dem Gut Kreipitzsch. Im Bezug auf den damals gerade populären „Freischütz" Carl Maria von Webers erschallte bald der Ruf: „Samiel hilf !" - ein Signal, das Gottlieb Wagner veranlaßte, auf einer Schubkarre ein Fäßchen auf Kreipitzsch gebrautes Bier zur Burg herüberzubringen. Brot und Käse, die dazu gereicht wurden, aber stammten aus Schieben. Aus den im Familienkreis überlieferten Berichten wissen Frau Marianne und Eleonore, daß Großmutter Clara ihm beides oft nach Kreipitzsch bringen mußte.
(Quelle: LDZ, 15.07.1981)
Schieben - hier begann und endete es und hier leben die letzten Verwandten des unter dem Namen Samiel legendär gewordenen ersten Rudelsburg - Wirts.
Schon die Initialen „ I H W " mit der Jahreszahl A N N O 1779 verraten in dem kleinen Gehöft im Unterdorf — das ist ein Wagnersches Anwesen. Marianne Linke und Gerhard Linke helfen mit, wir rechnen nach - die beiden Frauen sind mit Samiel tatsächlich verwandt - Großmutter Clara Eckardt, geborene Wagner war eine Schwester Samiels. (Quelle: LDZ, 15.07.1981)
Samiel auf der Rudelsburg hat am 18.Oktober 1876 sein 50jähriges Jubiläum als Burgwart auf der alten, in den Jahren 1870-72 neu aufgebauten Veste erlebt. Der einzige Verdienst des 81jährigen Jubilars besteht darin, in dieser langen Zeit mühseliger Arbeit und sparsamen Lebens Nichts verdient zu haben. Gegenwärtig von dem Burgherrn mit einem mäßigen Ruhegehalte bedacht, lebt Samiel, d.i. Christian Wagner, im Dörfchen Schieben bei Camburg, vergessen von allen, die er gehegt und gepflegt hat. Nur hin und wieder erscheint er noch, wie der Burggeist selbst, bei der verjüngten Burgmatrone ... tiefbewegt von Zeiten plaudernd, die vergangen sind wie die dankbare Erinnerung an den braven Alten selbst. (Quelle: Hallesches Tageblatt, 07.02.1877)
Am 6. Oktober 1878 starb er in Schieben. Sein Grab auf dem alten Friedhof in Tultewitz ist nicht mehr vorhanden. Seinen Grabstein mit den beiden Jahreszahlen fand ich nach Hinweisen im Kirchgarten. Begrüßenswert wäre es, wenn dieser Stein, restauriert, zum Gedenken Samiels wieder einen würdigen Platz auf dem Tultewitzer Friedhof finden würde.
(Quelle: LDZ, 15.07.1981)
Der Grabstein von seinem nicht mehr auffindbaren Grab wurde in den 1980er Jahren von Tultewitz nach Schieben überführt und ist noch heute auf dem Friedhof in Schieben zu finden. (Quelle: Naumburger Tageblatt, 4.11.2012)
Das Gasthaus
Hier führt die Straße abwärts nach dem am Fuß des Hanges idyllisch gelegenen Gasthauses zu Schieben mit seinen Nebengebäuden. In älteren statistischen Nachrichten wird es als Fährhaus bezeichnet, weil bis in die neue Zeit hinein eine Fähre über die Saale damit verbunden war. Jetzt ist es als "Gasthaus zum blauen Hecht" ein gern besuchter Ausflugsort, der unter den alten Linden zur Rast ladet. (Quelle: Naumburger Heimat / 4.10.1933)
Gasthof Zum blauen Hecht
Aufnahme vor 1952,- Schieben gehörte noch zu Thüringen.
Freilich könne er sich an den Blauen Hecht erinnern, schließlich habe er da gewohnt und gearbeitet, dort im Haus seiner Schwiegereltern.
Doch der Gasthof ist längst Geschichte, wurde 1972 geschlossen und später abgerissen.
Wenn Alfred Fuhr die Geschichte gedanklich Revue passieren lässt, dann entstehen Bilder so, als kämen sie aus der Gegenwart.
"Die Gaststätte war immer gut besucht. Wanderer kamen und Einheimische, im großen Waschkessel wurde Fisch gekocht", erzählt er.
(Quelle: MZ-WEB Zeitz / 2.12.2012)
Postkarte von Schieben. Gasthof und Saale.
Gasthof nach der Schließung
Das Rittergut
Das neue Rittergut wurde um 1850 auf der Höhe am ehemaligen Vorwerk erbaut, weil das Alte Schloß im Mitteldorf in einem miserablen Zustand war.
Im Telefonbuch von 1926 findet man schon das Rittergut Schieben unter der Telefonnummer Camburg Nr.26.
Das Gutshaus verfügte bereits über ein gefliestes Bad und Keramik-WC, was aber von den russischen Besatzern 1945 zerstört wurde.
"Um das stattliche Herrenhaus mit großem Hofraum liegen die massiven Wirtschaftsgebäude und herrliche Parkanlagen. Unter den uralten rauschenden Wipfelkronen hoher Bäume erglänzen die Spiegel der Teiche, die man auf solcher Höhe nicht vermutet; schattige Ruheplätze unter grünem Laubdach, wo aus den Stümpfen gefällter Baumriesen neues farbiges Blumenleben quillt, gewähren schöne Durchblicke.
Die Hauptfelder des Rutterguts liegen zusammenhängend hinter dem Herrenhaus nach Osten auf der Höhe und gehören von jeher wegen ihrer vorzüglichen Bodenbeschaffenheit und Fruchtbarkeit zu den besten der Grafschaft." (Quelle: Naumburger Heimat, 4.10.1933)
Gutshaus Schieben vor 1945
Das Gut war früher ein Lehen der Bischöffe von Naumburg, nach der Reformation der Stiftsregierung in Zeitz, seit 1808 der Herzoge von Altenburg, später Meiningen.
Die Besitzer des (alten und neuen) Ritterguts lassen sich bis 1532 zurück verfolgen (siehe Details).
Kurzabriss:
1532 Hans v. Kitscher, später Wolf v. Kitscher.
1547 Wolf v. Weidenbach.
1557 Philipp Vitzthum v. Eckstadt
1592 Heinrich v. Bünau.
1598 Christoph, später (1604) Julius v. Dachröden.
1607 Christoph von Behringen, 1620 sein Sohn Johann Ernst v. Beringen.
1670 Veit Ludwig v. Tümpling.
1682 Adam Heinrich v. Metzsch. dann von Raibold. Heinrich Friedrich v. Rockhausen.
1693 Otto Wilhelm v. Tümpling
1739 Christian v. Geusau
1742 Dietrich August v. Adelebsen
1758 Albrecht Emond Georg v. Münchhausen
und Gattin Melusine Gertrud. Anna v. Münchhausen (geb. v. Adelepsen)
1798 Weißenborn (Pächter)
1806 Johann Gottfried Haupt (Pächter)
1817 Johann Balthasar Heune
1830 Friedrich Leopold Heune
1845 Christian Carl Zeitschel
1856 zog er aus dem verfallenden alten Schloß im Dorf (siehe unten: Das alte Schloß) auf die Höhe über dem Dorf und ließ dort an Stelle des alten Vorwerks das Eingangs erwähnte stattliche Herrenhaus, die Wirtschaftsgebäude und Parkanlagen herrichten.
1902 Alfred Otto Zeitschel
Carl Zeitschel und sein Sohn Alfred Zeitschel haben durch Errichtung der neuen Gebäude, Neuschaffung und Erweiterung der Parkanlagen und Obstplantagen, sowie intensiven Landwirtschaftsbetrieb eine bedeutende Verschönerung und Verbesserung des Rittergutes herbeigeführt.
Besonders Alfred Zeitschel gebührt das Verdienst auf dem Gebiet des Obstbaus, dem von jeher von den Bewohnern von Schieben und Tultewitz größte Sorgfalt zugewendet wurde, durch seine erfolgreiche Tätigkeit vorbildlich gewirkt zu haben.
1908 Dr. Moritz Zeitschel, Geheimer Justizrat.
1925 ist Apothekenbesitzer Dr. Franz Georg Traugott Zeitschel Herr auf Schieben.
1939-1945 Dr.jur Ernst Alfred Franz Zeitschel
1948: Die Bodenreform nach dem Krieg enteignete die Rittergüter. Das geschah auch in Schieben, und das stattliche Gutshaus wurde abgerissen bzw. deutlich verkleinert.
2012: Fuhr erzählt vom alten Rittergut, das nach dem Krieg nahezu komplett abgerissen wurde.
Dem Fragment wurde ein Satteldach aufgesetzt, eine Umsiedlerfamilie nutzte es fortan als Wohnhaus.
Der Stall steht heute zum Verkauf.
Vom einstigen Park des Gutes ist nichts mehr zu sehen, und der Teich ist unansehnlich. "Der müsste dringend entschlammt werden", meint denn Fuhrs Frau Marianne.
"Schade, dass das alte Gutsgelände heute so aussieht." Immerhin 160 Hektar Fläche nannte der letzte Besitzer sein eigen - wer in Schieben wohnte, hatte beim ihm eine Anstellung.
Quelle: MZ-WEB Zeitz (02.12.2012)
Quelle: Burgenland Journal (30.11.2002)
Das alte Schloß
Im Mitteldorf steht das alte Schloß,- einst Sitz des Rittergutes zu Schieben (siehe oben).
1669: Nach dem Kaufvertrag (Veit Ludwig v. Tümpling) gehörte zu Schieben das erwähnte alte Schloß auf dem Schusterberg mit dem Schafstall.
1933: Hier künden an der Bergsenkung hohe Mauern hinter dem grasüberwucherten Wallgraben von dem im 17. Jahrhundert erbauten, nun verlassenen, verfallenden alten Schloß.
Vom alten Schloßhof führt ein Rundportal in einen Vorraum des aus Feldsteinen und mächtigen Quadern errichteten interessanten alten Bauwerks. In die oberen Stockwerke führt die gewundene gut erhaltene steinerne Treppe und herrliche Fernsicht lohnt den Aufstieg.
Überall sind an den spitzgiebeligen Mauern die Schießscharten, zum Teil mit Eisenstäben vergittert, erhalten; in den Räumen zu ebener Erde ist die Befestigungsart aufs deutlichste erkennbar.
Auch die riesige Kaminanlage und Feuerstätte betrachtet man mit Interesse.
Im Hof lehnt sich Holunder an zerklüftetes Gestein, über den Wallgraben schauen hochstrebende Tannen.
Dort ist auch der alte steingefaßte Schloßbrunnen, der noch vor wenigen Jahren zum Schöpfen voll war, nun in eine Leitung gefaßt.
Im Wallgraben ist das Quellgebiet für den Gemeindebrunnen, der metertief ausgemauert ist und ständigen Zufluß hat, so daß der Ort reichlich mit Wasserleitung versehen ist.
Im jetzt verpachteten großen alten Schloßgarten steht die Fülle reichen Erntesegens und in die traumhafte Stille der Stätte der Vergangenheit dringt das jauchzende Leben der Jugend, die nach arbeitsreichem Tag mit festem Schritt von ihren gesegneten heimatlichen Fluren die Dorfstraße hinabschreitet.
(Quelle: Naumburger Heimat / 4.10.1933)
1981: Im Mitteldorf geben die aus Feldsteinen und mächtigen Quadern errichteten wehrhaften Mauern des alten im 17. Jahrhundert erbauten Schlosses manches Rätsel auf, denn der ursprüngliche Zweck des Baus ist unbekannt.
Schloß „herr“ ist Josef Gulich, Kranfahrer in der LPG Pflanzenproduktion, der mit sehr viel Fleiß aus den schon dem Verfall preisgegebenen Gebäuden wieder etwas gemacht hat — heute für ihn und seine Frau eine gemütliche Bleibe, und auch die Außenfassade im Schloßhof ist sauber, hell und freundlich.
Vis-a-vis der Schloßmauer ist das kleine Anwesen von Bruno und Martha Wolf (77 und 7 2). Die beiden Rentner störte die Schutthalde, die sich einst um die Mauer türmte. „ Einen ganzen Hänger Unrat haben wir abgefahren, als es ans Aufräumen ging!“ Seitdem grünt und blüht es nicht nur in Wolfs Garten. Die beiden pflanzten Gewächse, Moose, Farne und mancherlei Blumen. „Im Frühling müssen Sie kommen“, werde ich eingeladen. Die Schloßmauer ist dann auf gut 50 Meter Länge ein Farbenwunder, selbst jetzt kann man sich das unschwer vorstellen. Auch Hanna Ebert, die Nachbarin der Wolfs, hat daran ihren Anteil. (Quelle: LDZ / 15.7.1981)
Die Schule
Am Eingang des Dorfes steht neben der Linde das alte Schulhaus, jetzt Gemeindehaus, das am Giebel die amtliche Bezeichnung der Ortschaft trägt. (Quelle: Naumburger Heimat / 4.10.1933)
Vor dem Jahre 1674 gingen die Kinder von Tultewitz und Schieben nach Löbschütz in die Schule, dann erhielten sie einen Präzeptor, der abwechselnd in Tultewitz und Schieben Schule zu halten hatte und zwar von Haus zu Haus in den elterlichen Wohnungen der Kinder, wobei ihm zugleich »soviel Kinder, soviel Tage« Beköstigung gereicht ward.«
Erst später wurde hier ein eigen Häuschen gemietet und in Schieben das jetzige Armenhäuschen gebaut und zur Schüfe benutzt, so daß abwechselnd ein Jahr hier, ein Jahr in Schieben Schule gehalten und zu diesem Zwecke der gesamte Schulapparat von der Schuljugend auf Schiebekarren hin und her transportiert wurde.
Das Schiebener Schulhäuschen steht noch; das Tultewitzer stand an der Stelle, wo 1780 die große Feuersbrunst ausbrach. Es wurde später, 1848, von Ferd. Just für 271 Thlr. angekauft und 1870 abgebrochen, um ein Wohnhaus dort aufzurichten. Das jetzige gemeinschaftliche Schulhaus wurde 1846/47 gebaut und 1848 eingeweiht, die Kosten belaufen sich auf 6300 M. Das Schulhaus ist zweistöckig; das eine Stock ist für den Schulraum, das andere als Wohnraum eines Lehrers mit Familie berechnet.
Zum Unterhalt der Schule hatten sonst die beiden Gemeinden gleiche Anteile zu geben, die Anteile wechseln über die Jahre.
(Quelle: Dokumente aus dem Turmkopf der Kirche Tultewitz / 1910)
Wasserturm
Der Wasserturm zwischen Crölpa-Löberschütz, Leislau und Schieben ist zu jeder Jahreszeit ein schönes Fotomotiv und unser erster Orientierungspunkt in vielen Kilometern Umkreis.
Der Turm des 1935 erbauten und in den Jahren 2002 und 2003 renovierten Hochbehälters hat ein Fassungsvermögen von 200 Kubikmetern Trinkwasser.
Er dient als Wasserspeicher für die Gemeinden Abtlöbnitz, Schieben, Tultewitz, Crölpa-Löbschütz, Heiligenkreuz und Neuflemmingen und erzeugt aufgrund seiner geografischen Höhe den notwendigen Druck im Leitungssystem für das Umland.
Die Beregnungsanlage
In Schieben „schlägt das Herz“ einer imposanten Anlage - der Molauer Beregnung.
220 000 Kubikmeter Wasser werden hier täglich aus der Saale durch ein 34,5 Kilometer langes Druderohrnetz auf die Molauer Platte gepumpt, wobei ein Höhenunterschied von 140 Metern überwunden werden muß. 34 rollende Rohrgestänge beregnen dann 1430 Hektar Ackerland auf der Molauer Platte. Zwei Speicherbecken, eines davon im Mitteldorf, bilden ein ständiges Wasserreservoir.
( Quelle: LDZ 15.7.1981 )
Heute wird die Anlage als Wasserleitung für die Kiesgrube Priesnitz genutzt.
Die Speicherbecken auf der Strecke sind nicht mehr erforderlich, weil leistungsfähige Pumpen an der Saale den gesamten Höhenunterschied überwinden.
Der Eremit Alfred Sicora
Im Stautz, dem Schiebener Wald, wohnte nach dem Ende des II. Weltkrieges - von schweren Kriegserlebnissen an der Front geprägt - in selbstgewählter Waldeinsamkeit sommers wie winters in einer dichten Laubhütte der Eremit ALFRED SICORA.
Im Krieg war er verschüttet worden und lebte wahrscheinlich deswegen allein in der Natur.
Gutmütig lebte er hier 1945 - 1957 durch seiner Hände Arbeit vom Garten- und Obstbau der Einsiedelei hinter einer verhauähnlichen Grundstückseinfriedung.
Vorüberziehenden Wanderern, Familien oder Gruppen predigte er - wenn sie es denn hören wollten - mit fester, klarer Stimme und starker innerer Bewegung das Evangelium und forderte seine Mitmenschen gütig zu Reue, Buße und Umkehr vom sündigen Weg der stolzen „Herrenmenschen“ als Grundübel des deutschen Wesens auf.
Dabei hielt er jedoch einen aus der bitteren Erfahrung wohlbedachten „Sicherheitsabstand“ zu seinen nicht immer ehrfürchtigen oder berechenbaren Besuchern. (Quellen: siehe Details)
Die Quelle
Als Folge starker Trockenheit versiegte im Sommer 1911 für einige Tage die Quelle am Ortsrand. Während der Besichtigung wurde eine Tropfsteinhöhle im Inneren des Berges entdeckt, in der man aufrecht stehen kann. Decke und Wände tragen tropfsteinartige Gebilde. Mehrere teils ausgetrocknete Wasserläufe dringen aus den Felsen und speisen einen seeartigen Tümpel.
(Quellen: Thüringer Vereinigung für Heimatpflege (Hrsg.): Jahrbuch 1912. Selbstverlag, Erfurt 1913, Nachrichten, S. 75)
Zeitungsartikel: Naumburger Tageblatt 17.November 1911