Das Rittergut von Schieben

"Um das stattliche Herrenhaus mit großem Hofraum liegen die massiven Wirtschaftsgebäude und herrliche Parkanlagen. Unter den uralten rauschenden Wipfelkronen hoher Bäume erglänzen die Spiegel der Teiche, die man auf solcher Höhe nicht vermutet; schattige Ruheplätze unter grünem Laubdach, wo aus den Stümpfen gefällter Baumriesen neues farbiges Blumenleben quillt, gewähren schöne Durchblicke.
Die Hauptfelder des Rutterguts liegen zusammenhängend hinter dem Herrenhaus nach Osten auf der Höhe und gehören von jeher wegen ihrer vorzüglichen Bodenbeschaffenheit und Fruchtbarkeit zu den besten der Grafschaft." (Quelle: Naumburger Heimat, 4.10.1933)

Gutshaus Schieben

Gutshaus Schieben vor 1945

Das Gut war früher ein Lehen der Bischöffe von Naumburg, nach der Reformation der Stiftsregierung in Zeitz, seit 1808 der Herzoge von Altenburg, später Meiningen.

Besitzer des Ritterguts sind gewesen:
1532 Hans v. Kitscher, später Wolf v. Kitscher.

1547 Wolf v. Weidenbach.

1557 Philipp Vitzthum v. Eckstadt (?).
Die Söhne Wolfs von Weidenbach, Wolf Christoph und Hans Georg, scheinen beide Weidenbachsche Güter, Schieben und Leislau, verkauft zu haben, und zwar Schieben an Heinrich v. Bünau.

1592 Heinrich v. Bünau.
Heinrich von Bünau ist demselben Erbregister (1576) zufolge dem Fürsten und Herrn mit Einem Pferd zu dienen schuldig und mit Camburg, Wichmar, Rodameuchel, Schleuskau, Kleinprießnitz, Wonnitz, Tümpling, Abtlöbnitz, Crölpa und Tultewitz hat Schieben einen Heerwagen zu schaffen.

1598 Christoph, später (1604) Julius v. Dachröden.
Bis 1604 war Christoph v. Dachröden (Dachrodt) Deutschordens-Comthur zu Rothenbirg v. d. Tauber, Gutsherr auf Schreben, er hatte Heiligenkreuz und Schieben zu seinem Stammgut Ebeleben hinzugekauft. Nach seinem Tode fiel Schieben seinem Neffen Julius v. Dachröden auf Heiligenkreuz zu. Seine Vermögensverhältnisse waren keine glänzenden und nach seinem Tod kaufte 1606 Christoph v. Berlingen Schieben, der es später seinen Söhnen vererbte.

1607 Christoph von Behringen, 1620 sein Sohn Johann Ernst v. Beringen.
1659 geb. Ernst v. Behringen zu Naumburg zwei Söhne. Um sich vor seinen Gläubigern zu retten, mußte er 1669 Schieben verkaufen und fand einen Käufer in Veit Ludwig v. Tümpling, dem Schwiegersohn Wolf Albrechts v. Creutz, der 1671 auch Kreipitzsch mit der Rudelsburg und Freiroda von den Söhnen der Dorothea Sophie v. Osterhausen gekauft hatte.

1670 Veit Ludwig v. Tümpling.
Veit Ludwig v. Tümpling behielt Schieben 13 Jahre und verkaufte es 1682 an Adam Heinrich v. Metzsch. Unter dessen Söhnen kam es zur Subhastation, wobei es Haubold v. Reibold und nach ihm Heinr. Friedr. von Rockhausen erstand.

1682 Adam Heinrich v. Metzsch. dann von Raibold. Heinrich Friedrich v. Rockhausen.

1693 Otto Wilhelm v. Tümpling
Von ihm kaufte es 1693 Otto Wilh. v. Tümpling aus dem Hause Casekirchen für seine Schwiegermutter, die Reichsgräfin Emilie Eleonore v. Allstedt. Sie wurde 1694 damit belehnt und nahm ihre Enkel Friedr. Wilhelm und Christian Lebrecht v. Tümpling zu Mitbelehnten an. Nach ihrem Tode wurden die Brüder 1716 nochmals mit Schieben belehnt. 1730 starb ihr Vater Otto Wilhelm v. Tümplingen, der die Mitbelehnschaft hatte. Obwohl diese Herren dreier Rittergüter waren, Schieben, Heiligenkreuz und ihren väterlichen Anteil an Tümpling besaßen, verschuldeten sie immer mehr und überlasteten die Güter. Zuletzt konnten die Brüder v. Tümpling auch Schieben nicht mehr halten und ersuchten mit rührendem Schreiben die Stiftsregierung zu Zeitz, ihnen die Genehmigung zum Verkauf zu erteilen, was zunächst abgeschlagen und erst 1738 ihnen gestattet wurde.

1739 Christian v. Geusau
Die Brüder v. Tümpling verkauften Schieben 1739 an den fürstlich Eisenachschen Oberaufseher zu Jena, Christian v. Geusau, der es kaum 3 Jahre behielt. 1742 verkaufte er Schieben an den kursächsischen Generalmajor Dietrich August v. Adelepsen, der damit belehnt ward unter Mitbelehnung von Carl Friedrich v. Tümpling aus dem Hause Casekirchen zu Camburg und Johann Christoph v. Münch zu Münschengosserstedt.

1742 Dietrich August v. Adelebsen (1683-1758).
Ihro hohen Excellence, dem Hochwohlge bohrnen Herrn, Herrn Dierrich Auguſt von Adlebſe, Ihro Königl. Maieſtät in Pohlen und Churfürſtl. Durchlauchtigkeit zu Sachſen, hochbeſtallten Generalmaior, welche Erb-Lehn und Gerichtsherr , auch Kirchenpatron zu Adlebſen, Barterode, Gunterſen, Eberhauſen, Erbſen, Lödingſen, Fehrlingſen, Wibbeck, Schieben, Heil. Creutz und Hainſpitz 2c. ſind.. (Quelle: Eisenbergische Stadt- und Land Chronika, 1751)

1758 Albrecht Emond Georg v. Münchhausen (1729-1796)
und Gattin Melusine Gertrud. Anna v. Münchhausen (geb. v. Adelepsen) (1735-1798).
Brückner berichtet, dass unter ihrere Herrschaft die Gutsgebäude vernachlässigt sein sollen und in Verfall gerieten.

1798 Weißenborn (Pächter)

1806 Johann Gottfried Haupt (Pächter)
Hölzer gibt als Nachfolger der v. Münchhausen Heume an.
Eichhorn findet keine urkundlichen Belege, wie Heume in den Besitz von Schieben gekommen ist und ob mehrere dieser Familien Schieben besessen haben.
Schieben kam 1808 unter S.-Altenburgische Lehnsherrschaft und nach dem Aussterben der altenburgischen Linie 1826 unter S.-Meiningische.
U.Hoyer schließt 2018 die Lücken und findet um 1798 einen Pächter Weißenborn und 1806 einen Pächter Haupt.

Quelle: Archiv: Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Meiningen, 4-11-208 Kanzlei Altenburg/ Saalfeld
Archivalien-Signatur: 151, Laufzeit: 1806
Differenzen zwischen dem Rittergutspachter Johann Gottfried Haupt zu Schieben und den frohnpflichtigen Gerichtsuntertanen über verschiedene Arten der Frohnleistungen

1817 Johann Balthasar August Heune (1770-1830)
Ein Herr Heune (nicht Heume) war Pächter des Ritterguts Bergsulza gewesen.
Dieser Heune hat im Jahre 1818 das Rittergut Schieben gekauft.
Eine seiner drei Töchter hat den bekannten Carl Zeitschel aus Crauschwitz geheiratet...
Quelle: Naumburger Heimat (4.10.1933)
Wir wissen es inzwischen genauer.
Heune war Pachtinhaber des Rittergutes Bergsulza bei Stadtsulza in Thüringen und ab 1817 Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Schieben (Grafschaft Camburg).
Eine Tochter seines Sohnes Friedrich Leopold hat Carl Zeitschel geheiratet.

1830 Friedrich Leopold Heune (1793-1845)
Eine seiner drei Töchter Auguste Heune hat am 12.7.1921 den bekannten Carl Zeitschel aus Crauschwitz geheiratet.

1845 Christian Carl Zeitschel, geb. am 23. Februar 1811, gest. am 25. März 1902.
1856 zog er aus dem verfallenden alten Schloß im Dorf auf die Höhe über dem Dorf und ließ dort an Stelle des alten Vorwerks das Eingangs erwähnte stattliche Herrenhaus, die Wirtschaftsgebäude und Parkanlagen herrichten.
Am 25. März 1902 ist er unerwartet sanft entschlafen nach vollendetem 91. Lebensjahr.
Man betrauerte in dem Dahingeschiedenen einen allzeit für seine Umgebung sowie als langjähriger Lantagsabgeordneter für alle Landeswohlfahrtsbestrebungen tätigen lieben alten Herrn, dem seitens seines Landesherrn ehrende Anerkennung und hohe Auszeichnung zuteil wurde. Die Kirch- und Schulgemeinde zu Tultewitz und Schieben widmete ihm wegen seiner Verdienste um Kirche und Schule und seine vortrefflichen Charaktereigenschaften, die ihm bleibendes Andenken sichern, ehrenvolle Nachrufe.
Christian Carl Zeitschel (23. Februar 1811 - 25. März 1902) hinterließ Witwe Carolina geb. Müller und 4 Söhnen Moritz, Carl, Alfred und Franz Zeitschel.

1902 Alfred Otto Zeitschel, geb. am 3. Jan. 1852 gest. am 23. August 1908
Auf Carl Zeitschel folgte sein Sohn Alfred Zeitschel, den leider schon 1908 der Tod im besten Mannesalter dahinraffte.
Die Genannten haben durch Errichtung der neuen Gebäude, Neuschaffung und Erweiterung der Parkanlagen und Obstplantagen, sowie intensiven Landwirtschaftsbetrieb eine bedeutende Verschönerung und Verbesserung des Rittergutes herbeigeführt.

Besonders Alfred Zeitschel gebührt das Verdienst auf dem Gebiet des Obstbaus, dem von jeher von den Bewohnern von Schieben und Tultewitz größte Sorgfalt zugewendet wurde, durch seine erfolgreiche Tätigkeit vorbildlich gewirkt zu haben.

1908 Dr. Moritz Zeitschel, Geheimer Justizrat.
Als Rittergutsnachfolger kam 1908 Geh. Justitzrat Dr. Moritz Zeitschel auf Schieben, dessen geschätzte Persönlichkeit bis zu seinem erst vor wenigen Jahren erfolgten Tode noch in bester Erinnerung ist.
1910 übernimmt Herr Dr. Moritz Zeitschel, Geheimer Justizrat, Rittergutsbesitzer zu Schieben, die Kosten für Turmreparatur und Abreißen der inneren und äußeren Wandflächen der Kirche zu Tultewitz..

1925 - 1938 ist Apothekenbesitzer Dr. Franz Georg Traugott Zeitschel Herr auf Schieben
Die Familie nutzte das Rittergut wohl nur als Zweitwohnsitz, da sie ja in Köln eine Apotheke besaßen.

1939 übernimmt Dr.Jur. Ernst Alfred Franz Zeitschel das Rittergut.
Nach mündlichen Überlieferungen war die Frau von F.Zeitschel in Köln und Weimar am Theater und nahm sich dort das Leben. Zeitschel`s hatte 2 Kinder: Helena und Jochen. Franz Zeitschel floh mit den beiden Kindern zum Kriegsende in den Westsektor.

(Quelle: Abschrift der Dokumentrollen aus der Kirchturmspitze Tultewitz, 3. Juni 1010 sowie Naumburger Heimat vom 4.10.1933)

1948: Die Bodenreform nach dem Krieg enteignete die Rittergüter. Das geschah auch in Schieben, und das Gutshaus wurde abgerissen bzw. deutlich verkleinert.

2012: Fuhr erzählt vom alten Rittergut, das nach dem Krieg nahezu komplett abgerissen wurde.
Dem Fragment wurde ein Satteldach aufgesetzt, eine Umsiedlerfamilie nutzte es fortan als Wohnhaus.
Der Stall steht heute zum Verkauf.
Vom einstigen Park des Gutes ist nichts mehr zu sehen, und der Teich ist unansehnlich. "Der müsste dringend entschlammt werden", meint denn Fuhrs Frau Marianne.
"Schade, dass das alte Gutsgelände heute so aussieht." Immerhin 160 Hektar Fläche nannte der letzte Besitzer sein eigen - wer in Schieben wohnte, hatte beim ihm eine Anstellung.
Quelle: MZ-WEB Zeitz (02.12.2012)

Gutshaus Schieben

Quelle: Burgenland Journal (30.11.2002)